Halbfinale
Tschechoslowakei - Jugoslawien | 3:1
Viña del Ma | 13. Juni 1962
Material: Leder
Herstellungstechnik: handgenäht mit Ventil
Hersteller: Custodio Zamora H., San Miguel, Chile
Das Verfluchen des Spielgeräts ist keine Unart der Neuzeit. 1962 echauffierte sich Uwe Seeler über den chilenischen Spielball: „Der Ball ist ohne Leben, er ist tot. Man kann keinen Kontakt zu ihm herstellen, und es ist sehr schwierig, ihn nach scharfer Fahrt anzunehmen oder ihn in schnellem Lauf zu führen. Der Ball ist zu leicht. Er steigt beim Torschuss. Aber wir müssen uns eben dran gewöhnen. Doch zweifellos bleibt ein Vorteil für die Südamerikaner.“ Hans Tilkowski erhob den auch heute noch sattsam bekannten Vorwurf: „Er flattert." Alle europäischen Teams favorisierten europäische Bälle. Doch die Fifa wollte noch nicht mit der Tradition brechen, mit dem Ball aus dem Land des WM-Veranstalters zu spielen.
„Mr. Crack" hieß der Ball des chilenischen Herstellers Custodio Zamora H., der während des Turniers tatsächlich erhebliche Mängel offenbarte. Er verlor Gewicht und Farbe. Der Schweizer Präsident des Organisationskomitees der Fifa, Ernst Thommen, sah sich alsbald genötigt, noch während des Turniers den schwedischen Ball von 1958, das Modell „Top-Star", zuzulassen, wenn sich beide antretenden Teams einig seinen. Einig war man sich allerdings selten bei er WM, die als die brutalste in die Geschichte eingehen sollte. Ein Italiener musste gar von der chilenischen Polizei vom Platz geführt werden, als er sich weigerte, einem Platzverweis Folge zu leisten.
Der Ball aus dem Endspiel zwischen Brasilien und der CSSR wurde von Giacomo Barsotti, einem Sammler, dem Museo del Calcio in Florenz übereignet. Hartnäckig hält sich das Gerücht, ein weiterer Endspielball sei im Auftrag eines brasilianischen Millionärs direkt nach dem Abpfiff im Getümmel dem Schiedsrichter aus der Hand geschlagen und entwendet worden. Zweifelsohne liegt im Sportmuseum Schweiz in Basel ein weiterer chilenischer Ball aus der Partie Tschechoslowakei gegen Jugoslawien. Er stammt aus dem Nachlass des Schweizer Schiedsrichters dieses Spiel, Gottfried Dienst.